Die “letzten” Prozesse

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Sender: 3Sat
Art: Reportage
Länge: 07.55 min.

Es sind die vielleicht letzten Prozesse, die gerade vor deutschen Gerichten gegen Täter aus der Nazizeit geführt werden. Die Zentrale Stelle in Ludwigsburg hat dreißig Verfahren ermittelt und an die zuständigen Staatsanwaltschaften weiter gegeben. Es geht um Wachmänner des KZ Auschwitz. Jahrzehntelang wurde nicht gegen sie ermittelt, man billigte ihnen einen sogenannten Befehlsnotstand zus. Doch seit dem Verfahren gegen John Demjanjuk ist dies anders. Nun reicht die Tätigkeit im KZ um wegen Beihilfe zum Mord angeklagt zu werden. Doch es gibt Kritik an diesem Vorgehen. So sieht der niederländische Juraprofessor Frits Rutert, der seit Jahrzehnten Urteile gegenüber Nazis aus dem Dritten Reich sammelt und analysiert, in den Prozessen den Versuch, die Nicht- oder Fehlermittlungen der letzten Jahre bundesdeutscher Behörden gegenüber Nazitätern zu kaschieren. 30.000 Nazitäter, die den Massenmord in den KZ erst ermöglicht haben, sind nie vor Gericht gestellt worden. Weil es die Politik nicht wollte. Dass es nun passiert, wirft kein gutes Licht auf die deutsche Justiz, so meint Rutert. Eva Pusztai, 88 Jahre überlebte Auschwitz-Birkenau. Sie ist der Meinung, dass die Prozesse geführt werden müssen. Bis zum Schluss. Als Zeichen. Wir haben in Budapest, Amsterdam und Ludwigsburg gedreht.